Radio: „Jubiläumsausstellung „Doppelkäseplatte“ – Das Stuttgarter Kunstmuseum feiert seine Sammlung. 100 Jahre städtische Sammlung, 20 Jahre Kunstmuseum“ mit Frank Ahlgrimm, Tim Berresheim, Josephine Meckseper, Julio Rondo

06.03.2024 - 12.10.2025

4:35 min.

SWR Kultur

100 Jahre städtische Sammlung und 20 Jahre Kunstmuseum: Stuttgart feiert das Doppeljubiläum mit einer großen Ausstellung seiner Sammlung, die mittlerweile 16.000 Kunstwerke umfasst. Der Eintritt bleibt über die gesamte Laufzeit kostenfrei. 

Dieser Käse hat sein Haltbarkeitsdatum eindeutig überschritten: Seit 1968 dämmert er in dem großen Lebensmittelbild des Schweizer Künstlers Dieter Roth vor sich hin: gefangen zwischen zwei Glasscheiben und in einen Messingrahmen gepresst. Längst hat der Schimmel die künstlerische Regie übernommen. Die „Doppelkäseplatte“, so der Titel des Kunstwerks, habe einen erstaunlichen Wandel durchgemacht, sagt Ulrike Groos, Leiterin des Stuttgarter Kunstmuseums.

Ulrike Groos: „Es wuchert und wächst nach und wir fanden, dass das auch inhaltlich gut passt: Wie verändert sich eigentlich eine Sammlung über 100 Jahre, wie sind möglicherweise Veränderungsprozesse, wie wird Sammlung heute wahrgenommen – all diese Fragen haben uns beschäftigt. Da fanden wir dieses Werk eigentlich sehr passend.“

Mittlerweile 16.000 Kunstwerke in der städtischen Sammlung
Auch die städtische Sammlung hat mit ihren inzwischen 16.000 Kunstwerken ihre ganz eigene Entwicklung und Verzweigung genommen, was sich jetzt auf drei Museumsetagen verfolgen lässt.

Nicht chronologisch, sondern aufgeteilt auf sieben verschiedene Themenräume, die einen Dialog inszenieren: eine Mischung aus Bekanntem und Unbekannten, aus Neuzugängen, die an das Bestehende anknüpfen, aus Schenkungen und gezielten Ankäufen. Ein fast schon überwältigendes Beispiel dafür ist der Raum zur Konkreten Kunst.

Werke aus dem Nachlass des Stuttgarter Künstlers Anton Stankowski
Dort werden auch Werke von Anton Stankowskis gezeigt, aus dessen Nachlass das Kunstmuseum vor einigen Jahren ein großes Konvolut an Arbeiten geschenkt bekommen hat. Unverkennbar die Handschrift des Stuttgarter Künstlers, der Malerei und Design zusammengeführt und mit seinen Gestaltungsentwürfen, darunter das Logo der Deutschen Bank, das Gesicht der Bundesrepublik mitgeprägt hat.

Die Linien und Flächen der Werke Stankowskis scheinen einem eigenen Takt zu folgen, was sich auch in einer jüngeren Arbeit von Haegue Yang widerspiegelt – einem geometrischen Dreierlei, das sich aus einer Heerschar kleiner Glöckchen zusammensetzt und daher bei Bewegung auch klingen kann.

„Kriegskrüppel“ von Otto Dix im Raum „Böse Geister“
Ganz anders hingegen präsentiert sich der Raum „Böse Geister“, den Museumdirektorin Ulrike Groos selbst bespielt. Dabei geht es um die von Otto Dix gezeichnete
„Kriegskrüppel“ des Ersten Weltkriegs, die trotz ihres heldenhaften Einsatzes für Kaiser und Vaterland in Armut und auf der Straße leben mussten.

In Yael Bartanas Filminstallation „Entartete Kunst lebt“ bekommen diese Figuren ihren ganz eigenen Auftritt. Eine Arbeit, die sie unbedingt fürs Museum haben wollte, sagt Ulrike Groos, die die städtische Sammlung in den letzten 15 Jahren durch gezielte Ankäufe konsequent erweitert hat.

Künstlerinnen noch immer unterrepräsentiert
Dabei standen und stehen Werke von Künstlerinnen im Vordergrund, die im Kunstbetrieb noch immer
unterrepräsentiert sind. Und so beschäftigt sich ein weiterer Themenraum der Ausstellung auch mit der Rolle der Frau: lustvoll, verspielt und scheinbar harmlos wirkt die Dessous-Collage im Scherenschnitt von Sonja Yakovleva einerseits, andererseits prangt das ironische Bekenntnis „Ich bin daheim“ in schwarzen, altdeutschen Lettern auf ein Küchenhandtuch gepinselt auf einem Werk der Künstlerin Anne Marie Jehle.


Beitrag von Silke Arning.



Image: Installation view of Josephine Meckseper’s „Untitled (Bunker)“, 2009, mixed Media (fiberglass, wood), 220 x 289 x 289 cm, at Kunstmuseum Stuttgart, donation by Elisabeth and Reinhard Hauff, photo: Cornelia Schuster, Courtesy: the artist, Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff, Kunstmuseum Stuttgart.

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