Group Show „Surreal Futures“ with Tim Berresheim

27.08.2023 - 28.01.2024

Opening: Saturday, August 26, 2023, 7 p.m.

Max Ernst Museum, Brühl

Eintauchen in surreale Welten: Zukunftsweisende Perspektiven auf den Surrealismus präsentiert die Ausstellung „Surreal Futures“ mit rund 30 internationalen Positionen aus den Bereichen digitale Kunst und Medienkunst.

Im Sinne einer neuen Form von „SurRealismus“ gehen Künstler*innen aus 19 Ländern in interaktiven Videoarbeiten, Virtual und Augmented Reality Kunstwerken, hybriden Rauminstallationen, digitalen Collagen und multimedialen Performances den drängenden Fragen des 21. Jahrhunderts nach, etwa im Hinblick auf die Auswirkungen der Globalisierung, der Digitalisierung und der Klimakrise, auf postkoloniale Veränderungen und zunehmende Diversität. Sie zeigen den Surrealismus als aktuelle, über die Realität hinausträumende Kunst, die Veränderungen in unserer Lebenswelt reflektiert und spekulative Zukunftsszenarien entwickelt.

Erstmals werden auch vermehrt zeitgenössische Arbeiten in der Sammlung neben den Werken von Max Ernst gezeigt. Damit wird unter dem Blickwinkel aktueller Fragestellungen ein Dialog zwischen Max Ernst und zeitgenössischen Künstler*innen geschaffen.

Künstler*innen: Memo Akten | David Alabo | Aya | Tim Berresheim | Tega Brain, Julian Oliver, Bengt Sjölén | Viktor Brim | Imran Channa | Louisa Clement | Paul Duncombe | Jake Elwes | Justine Emard | Cao Fei | Cyprien Gaillard | Alexandra Daisy Ginsberg | Katherine Melançon | Kasia Molga | Michael Namingha | Isadora Neves Marques | Michela Pelusio | Sabrina Ratté | Johanna Reich | Tabita Rezaire | Louis-Philippe Rondeau | Doug Rosman | Maxime Rossi | Camilo Sandoval | Tristan Schulze | Transmoderna | Theo Triantafyllidis | Jessi Ujazi | Pinar Yoldaş.

Rund 30 Künstler*innen breiten entlang der Themenschwerpunkte „Digital Bodies“, „Transforming Landscapes“ und „Future Worlds“ unterschiedliche Vergangenheits- und Gegenwartsbezüge sowie Zukunftsperspektiven aus.

Das Ausstellungskapitel „Transforming Landscapes“ nimmt, ausgehend von Max Ernsts Gemälde „Das 20. Jahrhundert", durch menschliche Eingriffe versehrte Landschaften in den Blick. Die Künstler*innen Tega Brain, Julian Oliver und Bengt Sjölén entwickelte z.B. mit „Asunder“ einen KI-basierten fiktiven „Umweltmanager“. „Asunder“ ist eine Auseinandersetzung mit der wachsenden Bedeutung von künstlicher Intelligenz bei der Bewältigung von Umweltproblemen. Es kombiniert modernste Klima- und Umweltsimulationstechnologien, einen Supercomputer und Techniken des maschinellen Lernens zur Bilderstellung. Die Visualisierungen in einem Triptychon aus Dreikanal-Videoprojektionen zeigen verschiedene simulierte Zukunftsszenarien, die die KI als Problemlösungen vorschlägt. „Asunder“ setzt dabei nicht den Menschen als zentralen Bezugsfaktor, sondern soll eine Balance zwischen natürlichen Ressourcen, sozialer Gerechtigkeit, dem Schutz bedrohter Arten und der Nachhaltigkeit der Produktion errechnen. Betrachter*innen werden einige der Lösungen als verstörend empfinden, denn es entstehen Planspiele, die zum Beispiel die Umsiedlung ganzer Städte oder deren Auslöschung empfehlen.

Die interaktive Installation „Liminal“ des kanadischen Künstlers Louis-Philippe Rondeau lädt im Kapitel „Digital Bodies“ spielerisch dazu ein, sich aktiv durch ein Lichtportal zu bewegen, es wie ein Musikinstrument zu bespielen oder als Selfie-Point zu nutzen. „Liminal“ konfrontiert uns mit dem Entstehen digitaler Bilder auf der Leinwand und mit im Werk erzeugten Klängen, die je nach Position der Besuchenden variieren. Mit der Transformation des Körpers arbeitet auch die Kölner Künstlerin Johanna Reich. „Face Detection" geht der Frage nach, inwiefern Digitalisierung und Technisierung nicht nur unser Leben bestimmen, sondern sogar im wörtlichen Sinne Identität und Abbild des Menschen beeinflussen. Die Kraft des Träumens, wie sie auch die Surrealisten für sich nutzten, steht im Zentrum der Arbeit „Dreamprints“. Die französische Künstlerin Justine Emard hat ihre eigenen Traumdaten in einem Schlaflabor während Corona aufzeichnen lassen und mittels eines 3D-Druckverfahrens in 14 Skulpturen aus glasierter Terrakotta übersetzt. In ihren Werken wird der Traum zu Architekturlandschaften und erscheint als Ergebnis der Arbeit eines Roboterarms.
Das Kapitel „Future Worlds“ beschäftigt sich insbesondere mit Zukunftsvisionen afrofuturistischer und indigen-futuristischer Künstler*innen. Collage und Assemblage als Techniken, um verschiedene Zeit- und Realitätsebenen ineinander zu verweben spielen auch heute eine wichtige Rolle in künstlerischen Praktiken. Der ghanaisch-marokkanische Künstler David Alabo z.B. erstellt mit 3D-Skulpturensoftware und Bearbeitungswerkzeugen digitale Collagen, ein passendes Medium für seine Sci-Fi-Bilder, in denen er surreale Landschaften imaginiert, die von kolonialen Strukturen unberührt scheinen. In seinen Arbeiten wie z.B. "Finding Solace in the relics of future past“ stellt Alabo – nicht im Sinne eines Eskapismus`, sondern einer Selbstermächtigung der Schwarzen Community – kulturelle Symbole (schwarzer Panther, erhobene Faust) in den Zusammenhang neuer, unerforschter Orte.

Zum ersten Mal werden Werke der Wechselausstellung als Interventionen auch in den Sammlungsräumen präsentiert. Mit dem Hologramm „L’ange du foyer“ bezieht sich der zeitgenössische Künstler Cyprien Gaillard auf das gleichnamige Gemälde von Max Ernst von 1937, schreibt es medial fort und überführt es in die Gegenwart.


Image:
Tim Berresheim: „Rückblick und Überblick und Vorahnung. Dazzle“, 2023, ed.no. 1/1 + 1 AP, print on baryte paper, W{FS|CCC|RRR|+}, 150 x 120 cm (59 x 47 in), photo: Bernhard Kahrmann.

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