Wie entsteht Kunst? Für den Londoner Stephen Willats ausschließlich aus sozialen Bezügen. Die Stuttgarter Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff zeigt, wie brisant das ist.

Die Debatten um „high“ and „low“ in der Kunst enden gerne in der Sackgasse einer historisch gewordenen Pop Art. Wie anders diese geführt werden könnten, wie aktuell, zeigt seit fast sechs Jahrzehnten Stephen Willats. 1943 in London geboren, stellt Willats früh die Frage nach dem sozialen Gefüge – sprachlich, ökonomisch und in den Arten und Weisen, wie ein Miteinander gedacht und gelebt wird.
Willats beobachtet, erfasst, notiert und kartografiert. Gerade in den auch in London schnell wachsenden neuen Vororten für die Zuarbeitenden der Dienstleistungsgesellschaft.

Früh interessiert sich Reinhard Hauff für diesen besonderen Blick, für diese ganz eigene, sehr leise, nahezu von Beginn an
selbstverständliche und deshalb souveräne Verbindung von realem Fixpunkt, Erfassen der umgebenden Struktur und Unterlaufen von Erwartungen. Hauff reagiert als Kunstinteressierter. Und er führt als Sammler wie dann auch als Galerist die von Stephen Willats geschaffenen Bezugssysteme weiter, gibt Impulse. So verwundert es kaum, wenn nun die Schau zum 80. Geburtstag von Stephen Willats
in der Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff in Stuttgart (Paulinenstraße 47) als begehbares Diagramm zu lesen ist – mit der 2007 wesentlich auf der Königstraße in Stuttgart spielenden Arbeit „Just Between People“ als nun nur einem Höhepunkt in einer Ausstellung, die der Kunstwissenschaftler Hans Dieter Huber als „Sensation“ wertet.

Der auf die Sicht der Privatsammler Christiane und Martin Middeke (Berlin) sowie Elisabeth und Reinhard Hauff anspielende Titel „An Introspective“ ist untertreibendes Programm. Die noch an diesem Donnerstag und Freitag (13 bis 18 Uhr) zu sehende Ausstellung zeigt sich als hochkarätiger Parforceritt durch Stephen Willats Schaffen.