Seit den 80er Jahren bildet die Untersuchung der optischen Bedingungen von Wahrnehmung eine Konstante im Werk von Rolf Walz (*1958). Dabei geht es dem in Berlin lebenden Künstler, der von 1978 bis 1985 an der Kunstakademie in Stuttgart studiert hat, in der Anspielung auf exakte wissenschaftliche Verfahrensweisen um die Frage, welche Auswirkungen die Dispositive Farbe, Licht und Raum, bzw. deren Fragmentierung und Manipulation auf die Perzeption des Subjekts und damit auf den Wahrheitsgehalt visueller Wirklichkeitsaneignung haben. Wahrnehmen, das heißt für den Rezipienten daher letztlich immer, sich auch selbst wahrzunehmen. In den fotografischen Arbeiten von Rolf Walz werden durch graduelle Eingriffe in die farbliche Substanz der Bilder einzelne vorgefundene Motive, die in seinem Werk in ganz unterschiedlichen Kontexten immer wieder auftreten können, bewusst ihrer ursprünglichen inhaltlichen Aussage entleert und in der Überarbeitung des Künstlers einer Neuinterpretation durch den Betrachter bereit gestellt.
Die Ausstellung „Wartende Angler?“ in der Galerie Reinhard Hauff ist eine Variation über das Motiv einer amerikanischen Postkarte aus den späten 50ern. Das redundant in fünf identischen Leuchtkästen wiederholte Bild der wartenden Angler, das den „Mensch[en] in diesem Nichts, das nur dadurch unterbrochen wird, dass ein Fisch sich entschließt, sein Leben zu opfern“ (Stefan Heidenreich) zeigt, ist die mehrdeutige Vorlage für eine Serie von Veränderungen („Wartende Angler? # 1 – 4 und # 6)«, in denen das Original mit Hilfe digitaler Bildbearbeitungsprogramme bis zur Unkenntlichkeit verfremdet wird. Nachträglich in rechteckige Kästchen aufgerastert, erscheinen die seriellen Fotokonstruktionen von Rolf Walz jenseits der ursprünglichen Bildaussage in einem völlig neuen Licht.