“Versuchsanlagen” ist nach 1996 und 1998 die dritte Einzelausstellung von Franka Hörnschemeyer in der Galerie Reinhard Hauff. Zwischen Architektur und Skulptur sind Hörnschemeyers Installationen temporäre Eingriffe (meist mit Rohbaumaterialien wie Gips-kartonplatten, Messebauwänden oder Schalelementen) in die bauliche Substanz des Ausstellungs-raumes, die ihre Arbeit in einen komplexen Dialog mit dem sie umgebenden stationären Raum der Galerie treten läßt. Als reine Wandarbeit hat die in Berlin lebende Künstlerin in der Galerie Reinhard Hauff nun ein Raster aus hellblauem Klebeband über sämtliche Wände des Ausstellungsraumes gelegt, das sie ausschließlich aus denjenigen Maßen entwickelt hat, die ihr der Galerieraum zur Verfügung stellt.
In der Konzentration auf die unterschiedlichen Maße der Galerie verschränken sich die Koordinaten des Rasters mit einer Dokumentation der weitgehend verfallenen Versuchsanlagen in Peenemünde, wo während des 2. Weltkriegs unter anderem an der militärischen Entwicklung der “V1” und “V2” Raketen gearbeitet wurde. Zwölf exakt in das Grundmodul des Rasters eingepaßte Fotografien und direkt auf die Wand geklebte Fotokopien zeigen die Ambivalenz des Ortes, an dem sich für die Künstlerin “Politik, Wissenschaft und Verdrängung” im Raum verdichten. Wie in ihren Installationen geht es Franka Hörnschemeyer bei der „archäologischen” Rekonstruktion der architektonischen Überreste der Peenemünder Anlagen um das Aufzeigen der semiotischen Struktur des Raumes und damit um die Frage, wie sich Räume durch das Sichtbarmachen der Informationen, die sie tragen, verändern.