Group show featuring Clément Cogitore, Anne-Lise Coste, Jeremiah Day, Ólafur Elíasson, Uwe Max Jensen, Thomas Locher, Josephine Meckseper, Mark Pearson, David Robbins, Julika Rudelius, Yuan Shun
07.02.2020 - 13.03.2020
Der Beginn des 21. Jahrhunderts war geprägt von Wut, Hass, Feuer und Zorn – aufeinander prallende Zivilisationen und ein katastrophaler Krieg im Irak. Seit dem wird im In- und Ausland auf konventionelle und unkonventionelle Weise Krieg geführt, in Ländern mit denen wir zuvor keinen direkten Kontakt hatten, mit Menschen, die wir nicht persönlich kannten. Ausländer, Fremde und Einwanderer, die nichts mehr zu verlieren hatten, betraten die Komfortzonen anderer Menschen, getrieben von Armut und Ideologie. Aber auch bei unseren Landsleuten – die auf einem anderen wirtschaftlichen Planeten leben – in einer anderen wirtschaftlichen Realität als die Mehrheit der Bevölkerung. An Orten, an denen der Verlust von Arbeitsplätzen, Identität und Zugehörigkeit aufgrund von Automatisierung und Fabrikschließungen die Atmosphäre von Stadtvierteln und Gemeinden veränderte: War, wave, world, 2013 – 2019 (Yuan Shun).
Wenige Regionen der Welt sind von Protesten und Aufständen gegen Repräsenanten der traditionellen Weltordnung verschont geblieben, in der Überzeugung, dass die Dinge anders sein können und sich ändern müssen. Die Künstler von MAD AS HELL. Decades of Protest führen uns zu einigen der wichtigsten Ereignisse, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Reaktion der Zivilbevölkerung auf politische und soziale Fragen auslösten. Eine Reihe von Fotografien, darunter Anti-Bush Demo, Berlin, 2001, und Berlin Demonstration, Fire, Cops, 2002 (Josephine Meckseper), dokumentieren die massive Opposition auf beiden Seiten des Atlantiks gegen den Irak und andere Kriege. Wachsende allgemeine Empörung über Rassismus und Polizeigewalt wird in Werkgruppen wie Fuck la Police, 2004, SHIT, 2009, Fuck, Fuck, Fuck, 2015 (Anne-Lise Coste) und Fuck Buttons, 1986 (David Robbins) thematisiert. Verzweiflung, allgegenwärtige Depression und Hoffnungslosigkeit aufgrund mangelnder Zukunftsperspektiven bei jungen Menschen sind das Thema von I can't stand it any longer, LOST, und Oh oh les larmes (From Tristesse et Beauté), 2005, Le désespoir, 2018 (Anne-Lise Coste). Das Mitgefühl für immer mehr Einwanderer betroffen von größerer Armut, die auf der Suche nach Zukunft und Arbeitsplätzen feindliche Länder und Meere passieren, kommt in Will I be saved?, 2007 (Anne-Lise Coste) zum Ausdruck. Wenn man sich dem Nahen Osten zuwendet, gärt dort so viel gewalttätiger politischer Widerspruch, dass einige es als eine zweite Welle des arabischen Frühlings bezeichnen. Stimmungen und Momente, die in Videos wie Tahrir, 2012, und Fotografien wie Ghost_horseman_of_the_apocalypse_in_Cairo, 2017 (Clément Cogitore) festgehalten werden. In unserem Teil der Welt herrscht immer wieder Bestürzung über Attentate, ausgeführt durch den in Camouflage Bomber, 2019 (Julika Rudelius) beispielhaft dargestellten fanatischen islamistischen Terroristen.
In Südamerika haben Chile, Peru, Ecuador, Kolumbien und Venezuela gewaltsame Unruhen in der Bevölkerung erlebt, die auf massive Korruption, die katastrophale Privatisierung des Sozialversicherungssystems und die immer größer werdende Kluft zwischen Besitzern und Habenichtse zurückzuführen sind. Muchos sueños rotos pero nunca en vano („Viele zerbrochene Träume, aber nie umsonst“), 2005, heißt ein Graffiti, das von Jeremiah Day reproduziert wurde. Wütend und entsetzt über die finanzielle Ungleichheit und die Ungerechtigkeit, dass ein Prozent der reichsten Menschen der Welt so viel Reichtum besitzen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, auch dagegen protestieren die Wachleute der Art Basel Miami, wenn sie gegen Kunstliebhaber demonstrieren, die 120.000 US-Dollar für eine Banane zahlen, die vom Star-Künstler Maurizio Cattelan an die Wand geklebt wurde, während sie von dem niedrigen Lohn für ihre Arbeit nicht überleben können. In der Tat wähnt man den Konsumismus und das Raubtier Kapitalismus auf einem Allzeithoch, während die Gehälter und Renten in der Gig-Economy sinken. UNSERE BEHAUPTUNG IST, DASS DIESE IDENTIFIKATION DES GELDBESITZERS MIT DER GELDFUNKTION AUS DEN ALLEINIGEN GRÜNDEN DESSEN, WAS DAS GELD IST, DER URSPRUNGSAKT DER THEORETISCHEN SUBJEKTIVITÄT IST, 2006 (Thomas Locher). Unterdessen treiben 16-Jährige den Kampf gegen Klimawandel voran, indem sie demonstrieren, anstatt zur Schule zu gehen. Während Buschfeuer monatelang die Erde versengen und Hunderttausende wilder Tiere auslöschen, trifft Amerika die umstrittenste Entscheidung sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen. Global Warning, 2013 (Ólafur Elíasson) und Carbon ist für immer, 2007 (Mark Pearson), BP (Pelican) und Contaminator, 2010 (Josephine Meckseper) sind nur einige Beispiele für die steigende Zahl von Künstlern, die sich in ihrer Arbeit mit dem Klimawandel und der apokalyptischen Verschmutzung der Welt befassen.
In Hongkong füllen monatelang Proteste gegen ein Auslieferungsgesetz und gegen den schleichenden Autoritarismus die Straßen mit Hunderttausenden von Menschen, die signalisierten, dass sie die Bemühungen des Regimes, ihre persönliche Freiheit dramatisch zu beschneiden, mit aller Macht bekämpfen. Das Internet und die sozialen Medien haben den Zugang zu Informationen ermöglicht und gestalten die Weitergabe von Informationen, die sowohl wahr als auch erfunden sein können. Die Globalisierung und die Big Tech haben die Struktur des öffentlichen Raums grundlegend verändert und den Verlust emotionaler und intellektueller Zurückhaltung durch die Anonymität der sozialen Medien gefördert. Auf die Straße zu gehen, zeigt, dass die Menschen auf der ganzen Welt mad as hell sind. Vor 30 Jahren veränderte sich die Weltkarte, die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fiel. Vielleicht kann es woanders wieder vorkommen. Yeah, let‘s change the map, 2007 (Anne-Lise Coste; Text: Elisabeth Hauff, Übersetzung ins Deutsche: Cornelia Schuster).
Zur Ausstellungseröffnung laden wir Sie herzlich am Freitag, den 07. Februar 2020, von 19 bis 22 Uhr zu Bier und Wein ein.
The beginning of the 21st century was marked by rage, hate, fire and fury – civilizations clashing with each other and a disastrous war in Iraq. Ever since, we have been at war in conventional and unconventional ways, at home and abroad, in nations we didn’t previously have much direct interaction with, with people we didn’t know personally. Foreigners, strangers, aliens, immigrants entered other people’s comfort zones driven by poverty, ideology, by having nothing to lose. But also, with our country men – those living on a different economic planet – in a different economic reality than that of the majority of the population. In places where loss of jobs, identity and belonging due to automation and factory closures changed the atmosphere of neighborhoods and communities: War, wave, world, 2013 – 2019 (Yuan Shun).
Few corners of the world have been spared protests and revolts against some elements of the traditional world order in the belief that things can be different and have to change. The artists included in MAD AS HELL. Decades of Protest take us on a tour of some of the major events firing up civil response to political and social issues, right from around the beginning of the 21st century. A series of photographs including Anti-Bush Demo, Berlin,2001, and Berlin Demonstration, Fire, Cops,2002, (Josephine Meckseper) record the massive opposition on both sides of the Atlantic to the Iraq and other wars. Growing general outrage over racism and police violence are addressed in groups of works such as Fuck la Police,2004, SHIT,2009, Fuck, Fuck, Fuck,2015 (Anne-Lise Coste) and Fuck Buttons, 1986(David Robbins). Despair, pervasive depression and hopelessness due to lack of purpose and future perspectives among the young are the theme ofI can't stand it any longer, LOST, and Oh oh les larmes (From Tristesse et Beauteì),2005, Le deìsespoir,2018 (Anne-Lise Coste). Sympathy for ever more immigrants and poorer poor dying while crossing hostile lands and seas in search for futures and jobs are expressed in Will I be saved?, 2007 (Anne-Lise Coste). Turning to the Middle East, so much deadly political dissent has raged there that some are calling it a second wave of the Arab Spring, moods and moments captured in videos like Tahrir, 2012,and photographs Ghost_horseman_of_the_apocalypse_in_Cairo,2017 (Clément Cogitore). In our part of the world we all share the revulsion against fanatic Islamic terrorism illustrated in Camouflage Bomber, 2019 (Julika Rudelius).
In South America, Chile, Peru, Ecuador, Colombia and Venezuela have experienced violent popular unrest due to massive corruption, disastrous privatization of the social security system and ever widening gulfs between the haves and the have-nots. Muchos sueños rotos pero nunca en vano ("Many broken dreams but never in vain"), 2005,says a graffiti reproduced by Jeremiah Day. Furious and appalled over financial inequity and the injustice of the world’s richest individuals owning as much wealth as the poorest half of the global population, the art janitors at Art Basel Miami protest against art lovers paying 120.000 $ for a banana taped to the wall by star artist Maurizio Cattelan, while they can’t survive on the low pays for their work. Indeed, consumerism and predatory capitalism is at an all-time high while salaries and benefits in the gig economy tumble. UNSERE BEHAUPTUNG IST, DASS DIESE IDENTIFIKATION DES GELDBESITZERS MIT DER GELDFUNKTION AUS DEN ALLEINIGEN GRÜNDEN DESSEN, WAS DAS GELD IST, DER URSPRUNGSAKT DER THEORETISCHEN SUBJEKTIVITÄT IST,2006 (Thomas Locher). Meanwhile, 16-year olds propel climate change into the emergency bracket by demonstrating instead of going to school. While bushfires scorch the earth for months and wipes out hundreds of thousands of wildlife, America makes the most controversial decision to withdraw from the Paris climate accords. Global Warning,2013, (Ólafur Elíasson) and Carbon ist für immer, 2007, (Mark Pearson), BP (Pelican), and Contaminator,2010, (Josephine Meckseper) are but few examples by of the rising number of artists addressing climate change and apocalyptic pollution in their work.
In Hong Kong, protests against an extradition bill and against creeping authoritarianism filled the streets for months with hundreds of thousands of people signalling their disapproval of regime efforts to reign in personal freedom. The internet and social media have provided the access to information and is shaping communication of information, both true and made up. Globalisation, and Big Tech totally changed the structure of the public sphere and has furthered loss of emotional and intellectual restraint through the anonymity enabled by social media. Taking to the streets show that people all over are mad as hell. 30 years ago, it changed the map, the wall between East and West Germany came down. Maybe it can happen again, somewhere else. Yeah, let’s change the map, 2007 (Anne-Lise Coste; text: Elisabeth Hauff.)
You are cordially invited to the exhibition opening with beer and wine on Friday, February 7th, 2020 from 7 to 10 pm.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: MAD AS HELL. Decades of Protest, 2020, photo: Bernhard Kahrmann.
David Robbins: „Fuck Buttons“, in nine parts, 1986, Cibachrome prints, ed.no. 10, each 25 x 21 cm.
Ólafur Elíasson: „Global Warning“, 2013, glass, driftwood and lacquer, ed.no. 2/12 + 2 AP, 48,5 x 42 x 6 cm.
Ólafur Elíasson: „Global Warning“, 2013, glass, driftwood and lacquer, ed.no. 2/12 + 2 AP, 48,5 x 42 x 6 cm.
Ólafur Elíasson: „Global Warning“, 2013, glass, driftwood and lacquer, ed.no. 2/12 + 2 AP, 48,5 x 42 x 6 cm.
Jeremiah Day: „8 x 10 inch Memorial. Muchos suenos rotos pero nunca en vano“, 2005, ed.no. 3/3 + 2 AP, C-Print, 25,5 x 20,3 cm.
Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff
Paulinenstr. 47
D – 70178 Stuttgart
Opening Hours:
Tuesday – Friday: 1 – 6 p.m.
and by appointment
Winter Break:
The gallery is closed from 21.12.2024 until 07.01.2025