Franka Hörnschemeyer beschäftigt sich mit Räumen. Durch die Schaffung tektonischer Gefüge mit Hilfe vorgefertigter modularer Baustoffe (Rigipsplatten, Verschalungselemente) stellt sie den Menschen und seine psychischen sowie physischen Befindlichkeiten innerhalb normierter Umgebungen in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten.
In den ausgestellten Werken nähert sich Franka Hörnschemeyer aus unterschiedlichen Perspektiven dem räumlichen Wahrnehmungsvermögen des Besuchers. Raumbeherrschend wirkt die Arbeit "SK 1098": Ein begehbarer Holzwürfel, dessen sechs Wände in regelmäßigen Abständen durch etwa handtellergroße, kreisrunde Löcher perforiert sind, beherbergt einen identischen, jedoch nur halb so großen, nicht begehbaren Holzkörper. Innerhalb der zwar transparenten, aber engen, seriell gestalteten Umgebung werden gleichzeitig widersprüchliche Gefühle des Ein- und Ausgeschlossenseins hervorgerufen.
Während "SK 1098" den Besucher in sich aufnimmt und eine unmittelbare räumliche Erfahrung vermittelt, zielt "Umwerter (Division du temps)" auf die Vorstellungskraft. Der "Umwerter" besteht aus 192 kleinen Objekten, die aus Resten größerer Rigipsarbeiten gefertigt sind und sich in einem Regalschrank befinden. Die Arbeiten sind Ergebnisse unterschiedlicher Transformationsprozesse und Bearbeitungsstufen: Das Restmaterial einer großen Installation geht in ein neues Objekt ein, bei dem wiederum Reste anfallen, die ihrerseits als Ausgangsmaterial für ein neues Objekt dienen. Ins immer Kleinere bis hin zum Gipsstaub kann sich das ursprüngliche Material verwandeln, um schließlich als neugeformtes Gipsobjekt wieder eine feste Form anzunehmen. Der "Umwerter" ist das Resultat des Eindringens, Zerteilens und wieder Zusammenfügens, Folge der intensiven, kritischen Auseinandersetzung mit dem Material. Zeit, Ausdehnung und Bewegung: Die Aspekte einer begehbaren Installation bleiben als Information auch in den Reststücken erhalten. Sie gehen nicht verloren, sondern bleiben über viele Transformationsstufen in komprimierter Form in den kleinen Objekten von "Umwerter (Division du temps)" bestehen. Sie sind Spuren und Erinnerungen an nur noch vorstellbare, nicht mehr begehbare Räume.
Thomas Donga