Die Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff freut sich, die fünfte Einzelausstellung Ferdinandea des in Paris und Berlin lebenden Film- und Videokünstlers Clément Cogitore zu präsentieren. Ferdinandea handelt von der mysteriösen und wenig bekannten Geschichte einer kleinen Vulkaninsel, die 1831 im Mittelmeer zwischen Sizilien und Tunesien plötzlich auftauchte. Die Insel, die sofort von Großbritannien, Frankreich und dem Königreich beider Sizilien beansprucht wurde, versank nur sechs Monate später wieder in den Wellen. Cogitore’s Ausstellung Ferdinandea wurde erstmals 2022 im MADRE, Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina, Neapel, präsentiert. Cogitore konnte sich keine bessere Stadt als Neapel, die ehemalige Hauptstadt des Königreichs beider Sizilien für die Inszenierung seines fiktiven „Wiederauftauchens“ der Insel vorstellen. Er wandte sich an Kathryn Weir, die Kuratorin des MADRE. Sie produzierte einen Katalog zur Ausstellung, in dem Cogitore in einem Interview mit ihr erklärt, dass er seinen Film und sein Projekt als eine Erzählung und eine Art historische Untersuchung betrachten würde, manchmal romantisch, manchmal metaphysisch oder absurd, aber immer faszinierend – eine Form der Fiktion, die die historischen Fakten unmerklich ersetzen würde. In der MADRE-Ausstellung interagieren große Displays mit 16-mm-Filmmaterial, Videos und Fotografien zu einer wissenschaftlichen Expedition, die der Künstler zur Vorbereitung des Ausstellungsprojekts zur versunkenen Insel unternahm, mit Illustrationen, Karten und Briefen aus dem 19. Jahrhundert, die den Betrachter in das Geheimnis der Geburt eines Ortes auf der Erde eintauchen lassen, der längst vergangen ist. Cogitore erweckt Vorahnungen und vergessene Umstände rund um den Aufstieg und das Verschwinden der Insel, indem er mithilfe von Beobachtung, metaphorischer Einsicht und Vorstellungskraft zeigt, wie die Geschichte der versunkenen Insel damals gewesen sein könnte, und er erzählt uns auch etwas über Sichtbares und Unsichtbares, Vorhandenes und Abwesendes, Erinnerungen und Vergessenes, Land und Wasser. Die Ausstellung in der Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff wird sich vor allem auf die Videos und Fotografien von Ferdinandea konzentrieren.
„Wem gehört die Erde? Wem gehört der Planet?“ fragt der Philosoph Emanuele Coccia in seinem Essay The Meteorological Life of Earth in dem Ausstellungskatalog Ferdinandea des MADRE, Neapel. Es gibt keinen einzigen Quadratzentimeter Land über dem Meeresspiegel auf dieser Erde, der nicht einem Staat „gehört“, und alle Ansprüche auf Territorialrechte gehen schwere Kämpfe zwischen den Nationen voraus. Der Zustand des Planeten ist ein Zustand der Migration, es ist die Erde, die wandert, sie hört nicht auf zu wandern. Und diese Migration ist eine Form der ständigen Bewegung – ein Driften.
Emanuele Coccia ist Professor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris und gilt weithin als einer der bedeutendsten posthumanistischen Philosophen, nicht zuletzt wegen seiner aufgeschlossenen spekulativen Vorstellungskraft. Neben zahlreichen Kooperationen mit Kunst und Mode hat er den Katalog für die 23. Triennale di Milano, Unknown Unknowns: An Introduction to Mysteries, 2022, herausgegeben. Diese Faszination für den Planeten, das Mysterium und die Neugier gegenüber dem Unbekannten teilt er mit Cogitore. „Das Unbekannte, von dem wir nicht wissen, dass wir es nicht kennen, ist der Planet selbst“ (Text: Elisabeth Hauff, Übersetzung ins Deutsche: Cornelia Schuster).
Clément Cogitore (*1983, Colmar, Frankreich) lebt und arbeitet in Paris und Berlin. Seine Werke wurden unter anderem im Palais de Tokyo, Paris, im Centre Georges Pompidou, Paris, im ICA, London, im Haus der Kulturen der Welt, Berlin, im MACRO, Rom, in der Flax Foundation, Los Angeles, im Museum of Fine Arts in Boston, im MoMA in New York, im MNBA, Québec, im SeMA Bunker, Seoul, im Red Brick Art Museum, Peking und im Kunsthaus Baselland, Muttenz/Basel und im MADRE, Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina, in Neapel präsentiert. Seine filmischen Arbeiten wurden bei zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt und ausgezeichnet: in Cannes, in Locarno, in Telluride, in Los Angeles und in San Sebastian. 2015 gewann sein erster Spielfilm Ni le ciel Ni la terre beim Festival de Cannes im Rahmen der Semaine de la Critique den Preis der Gan Foundation und wurde von der internationalen Kritik gefeiert und für das beste filmische Erstwerk mit dem César Award nominiert. Der Film wurde 2016 in der Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff gezeigt. 2015 gewann er außerdem den BAL-Preis für zeitgenössische Kunst, 2016 den SciencesPo-Preis für zeitgenössische Kunst sowie den 18. Fondation d’Entreprise Ricard-Preis für zeitgenössische Kunst und 2017 den Preis für Künstler unter 35 Jahren des Festivals Kino der Kunst in München. Anlässlich des 350-jährigen Bestehens hat die Opéra National de Paris Cogitore mit der Inszenierung des gesamten Opernballetts Les Indes galantes von Jean-Baptiste Rameau beauftragt. Der Künstler sollte das Stück genauso wie seinem Film Les Indes galantes, den er 2017 produzierte und in der Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff uraufgeführt wurde, realisieren. Die Uraufführung des Opernballetts Les Indes galantes an der Opéra Bastille, Paris, fand im September 2019 statt. Mit The Evil Eye, 2018, gewann Cogitore den Marcel Duchamp Award im Centre Georges Pompidou, Nationalmuseum für Moderne Kunst, Paris. 2022 wurde sein zweiter Spielfilm Goutte d'or als Sondervorführung bei der Festival de Cannes im Rahmen der Semaine de la Critique ausgewählt. Der Film gewann den Hildegarde-Drehbuchpreis, den Preis für die beste Regie beim LEFFEST in Lissabon und den Interpretationspreis beim Hainan Film Festival. 2023 wurde der Film in die engere Wahl bei den Oscars gezogen, um Frankreich zu vertreten. Cogitores Werke sind in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter im Centre Georges Pompidou, Paris, im Fonds national d’art contemporain, Paris, im Fonds municipal d’art contemporain de la Ville de Paris, im FRAC Alsace, Sélesta, im FRAC Aquitaine, Bordeaux, im FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand, im MAC VAL Museum, Vitry-sur-Seine, im Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg und in Privatsammlungen wie der Daimler Art Collection.
Zur Eröffnung laden wir Sie herzlich am Freitag, den 24. November 2023, von 18 bis 21 Uhr ein.
The Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff is excited to present the 5th solo exhibition of Paris and Berlin based film and video artist Clément Cogitore's, Ferdinandea, which dives into the mysterious and little-known history of a small volcanic island that emerged between Sicily and Tunisia in the Mediterranean in 1831. The island, which was immediately claimed by Britain, France, and the Kingdom of the Two Sicilies, sank back beneath the waves just six months after its appearance. Ferdinandea was first presented at the MADRE, Museo d'Arte Contemporanea Donna Regina, Naples, in 2022. Cogitore could think of no better city than Naples, the former capital of the Kingdom of the Two Sicilies, to stage his fictional "re-emergence" of the island. He approached Kathryn Weir, the Curator of the MADRE, and in the catalogue she produced for the show, Cogitore explains that he saw his film and project as a narrative and kind of historical investigation, sometimes romantic, other times metaphysical or absurd, but always fascinating – a form of fiction that would imperceptibly take over from the historical facts. In the MADRE show, large displays of 16mm film footage, video and photographs from a scientific expedition the artist undertook to the sunken island in preparation of the exhibition project are interacting with nineteenth-century illustrations, maps, and letters to immerse the viewer into the total mystery of the birth of a specific place on earth, now long gone. Cogitore re-awakens foreboding and forgotten circumstances around the island's rise and disappearance, using observation, metaphorical insight, and imagination to demonstrate what the story of the sunken island might have been back then, and might also tell us about visible and invisible, present and absent, remembered and forgotten, land and water. The show at the Galerie Elisabeth and Reinhard Hauff will focus primarily on the videos and photographs.
"Who owns the earth? Who owns the planet?" asks the philosopher Emanuele Coccia in his essay The Meteorological Life of Earth in the exhibition catalogue. There is not a single square centimeter of land above sea level on this earth which isn't "owned" by some country, and heavy fight between nations precede all claims to territorial right. The planetary condition is a condition of migration, it is the earth that migrates, it does not cease to migrate. And this migration is a form of perpetual movement – a drift.
Emanuele Coccia is associate professor at the École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris and widely regarded as one of the foremost post-humanist philosophers, not least because his broad-minded speculative imagination. He edited among many collaborations with art and fashion the catalogue for the 23rd Triennale di Milano, Unknown Unknowns: An Introduction to Mysteries, 2022. That fascination with the planet, mystery and curiosity towards the unknow is what he shares with Cogitore. "The unknown we do not know we do not know is the planet itself" (text: Elisabeth Hauff).
Clément Cogitore (*1983, Colmar, France) lives and works in Paris, France and Berlin, Germany. His works have been shown, among others, at the Palais de Tokyo, Paris, the Centre Georges Pompidou, Paris, the ICA, London, the Haus der Kulturen der Welt, Berlin, the MACRO, Rome, the Flax Foundation, Los Angeles, the Museum of Fine Arts in Boston, the MoMA in New York, the MNBA, Québec, the SeMA Bunker, Seoul, the Red Brick Art Museum, Beijing, the Kunsthaus Baselland, Muttenz/Basel and the MADRE, Museo d'Arte Contemporanea Donna Regina, Naples. His cinematographic pieces have been selected and awarded prizes in numerous international film festivals: Cannes, Locarno, Telluride, Los Angeles and San Sebastian. In 2015, his first feature film Ni le ciel Ni la terre won the Gan Foundation Prize at the Festival de Cannes as part of the Semaine de la Critique and was acclaimed by international critics and nominated for the César Award for best first film work. The film was shown 2016 in the Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff. In 2015 he also won the BAL Prize for Contemporary Art, in 2016 the SciencesPo Prize for Contemporary Art as well as the 18th Fondation d'Entreprise Ricard Prize for Contemporary Art and in 2017 the Prize for artists under 35 years at the Kino der Kunst film festival in Munich. To celebrate its 350th anniversary, the Opéra National de Paris has entrusted Cogitore staging the entirety of Jean-Baptiste Rameau's opera ballet Les Indes galantes, like his film Les Indes galantes he produced in 2017 and which was premiered at the Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff. The première of Les Indes galantes at the Opéra Bastille, Paris, was in September 2019. With The Evil Eye, 2018, Cogitore won the Marcel Duchamp Award at the Centre Georges Pompidou, National Museum of Modern Art, Paris. In 2022, his second feature film Goutte d'or was selected as a Special Screening at the Critics' Week of the Cannes Film Festival. The film won the Hildegarde Screenplay Award, the Best Director Award at the LEFFEST in Lisbon and the Interpretation Award at the Hainan Film Festival. In 2023, the film has been shortlisted to represent France at the Oscars. Cogitore's work is represented in several public collections, including the Centre Georges Pompidou, Paris, the Fonds national d'art contemporain, Paris, the Fonds municipal d'art contemporain de la Ville de Paris, the FRAC Alsace, Sélesta, the FRAC Aquitaine, Bordeaux, the FRAC Auvergne, Clermont-Ferrand, the MAC VAL Museum, Vitry-sur-Seine, the Musée d'Art moderne et contemporain de Strasbourg, and in private collections like the Daimler Art collection.
We cordially invite you to our opening on Friday, November 24, 2023, from 6 to 9 p.m.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
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Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
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Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
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Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
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Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Exhibition view: Clément Cogitore. „Ferdinandea“, 2023, photo: Bernhard Kahrmann.
Galerie Elisabeth & Reinhard Hauff
Paulinenstr. 47
D – 70178 Stuttgart
Opening Hours:
Tuesday – Friday: 1 – 6 p.m.
and by appointment
Winter Break:
The gallery is closed from 21.12.2024 until 07.01.2025